Mein Warum

Vor zehn Jahren habe ich mich auf die Zertifizierungsprüfung vor der Tierärztekammer Schleswig-Holstein vorbereitet. Zu dieser Vorbereitung gehörte natürlich auch die Auseinandersetzung mit einschlägiger Fachliteratur. Dies war (und ist) für mich kein Problem, da ich in meinem soliden Leben ("Kind, lerne etwas Anständiges") eine kaufmännische Ausbildung als Verlagsbuchhändlerin absolviert habe.
Die Affinität und Liebe zu Büchern begleitet mich schon ein Leben lang, wenn ich auch lange diesen roten Faden nicht gesehen habe. Im Rahmen der Prüfungsvorbereitung galt es, alle möglichen Verhaltensforscher und Wissenschaftler, die Deutschland hervorgebracht hat, zu erarbeiten. Dazu gehörten bedeutsame Namen, die leider langsam in Vergessenheit zu geraten drohen wie z.B. Vitus B. Dröscher, Horst Stern, Bernhard Grzimek, Wolf Herre, Erik Zimen, Konrad Lorenz, Heinz Sielmann  Dabei fiel mir auf, dass ich viele von den Namen bereits kannte: Als Kind gehörten Sendungen wie "Serengeti darf nicht sterben" oder "Daktari", "Ein Platz für wilde Tiere" und "Expeditionen ins Tierreich" zu meinem festen Fernsehprogramm (ganz am Anfang sogar noch in schwarz-weiß!). Und nun traf ich sie alle wieder...

Auch die von den Ethologen geschriebenen Bücher fand ich damals in meinem Bücherregal, wo sie bis heute einen Ehrenplatz haben. Konsequenterweise hatte ich auch Biologie als Leistungsfach für das Abitur gewählt. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meine damalige Tutorin und Biologie-Lehrerin Frau Knies, die mich immer gefördert und an mich geglaubt hat.

Und dann stieß ich auf Niko Tinbergen. An ihm kommt keiner vorbei, der sich ernsthaft mit Tierverhalten auseinandersetzen will. Zunächst sagte mir der Name nichts, doch dann suchte ich in einschlägigen Antiquariaten nach seinen Schriften und fand das Buch "Tiere und ihr Verhalten" aus der Time life Serie...

Schon der Anblick der Titelseite des Buches löste bei mir eine Kaskade von Gefühlen aus. Ich erinnerte mich: Dieses Buch hatte mir meine Mutter gekauft, als ich 8-jährig bei meinen Grosseltern zwei Wochen untergebracht worden war, weil meine Eltern einen Umzug vorbereiteten. Damals ging sie mit mir in die Buchhandlung Weiland in Lübeck, und ich durfte mir ein Buch aussuchen. Meine Wahl fiel auf Tinbergen...



Nun, vierzig Jahre später, bestellte ich erneut dieses Buch im Antiquariat und als es endlich ankam - es roch wie meines damals, was vermutlich an dem holzhaltigen Papier lag - erinnerte ich mich an jedes Kapitel, jedes Bild, jeden Inhalt...ich hatte Tinbergen zwei Wochen lang bei meinen Großeltern studiert!

Nun - heute, etliche Jahre später kann ich in der Retrospektive auf mein Leben sagen, dass ich den roten Faden erkenne: Als Kind viel sich selbst überlassen, suchte und fand ich Antworten auf die kindlichen Fragen nach dem Warum und um die Welt zu verstehen, im Verhalten der Tiere. Ich hatte viel Gelegenheit, sie zu beobachten und meine Schlüsse daraus zu ziehen.

Ich war eine kindliche Forscherin, träumte immer davon, so zu sein wie Joy Adamson, deren Bücher über die Löwin Elsa meine Abendlektüre war. Ich wollte Verhaltensforscherin werden, dieser Wunsch stand schon früh fest, lies sich dann aber nicht in die Realität umsetzen. Doch auch ohne Studium der Biologie und Ethologie war Weiterbildung für mich kein Problem - ich hatte ja Zugang zur Literatur. Und diesen Zugang nutzte ich für mich - in jeder freien Minute tauchte ich in die Welt der Tiere ein.

So habe ich bis heute natürlich auch viele Ausbildungen absolviert, immer auf der Suche nach noch mehr Informationen, Wissen und Erkenntnissen, verschlinge nach wie vor Fachliteratur und reichere beständig mein Wissen durch Fachvorträge an. 
Doch die interessantesten Erkenntnisse liefern mir immer noch die Tiere selber: Neben Beobachtungen meiner eigenen Tiere studierte ich auch auf drei Forschungsreisen das Verhalten von freilebenden Strassenhunden in Süd-Ost Asien: Indien, Sri Lanka, Malaysia, Vietnam, Kambodscha und Thailand.  Sie erzählen uns, wie Hunde leben wollen, wenn sie frei wählen können.

Diese Erkenntnisse, angereichert mit aktuellen Studien aus dem In- und Ausland bilden die Grundlage für meine Beratungspraxis des Verhaltenscoachings - diese Erkenntnisse beantworten die Fragen nach dem "Warum?"

Heute bin ich auf verschiedenen Veranstaltungen unterwegs, um über meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu berichten. Die Möglichkeit, dieses Wissen auch Online in Vorträgen zu vermitteln, ist eine grosse Bereicherung, um interessierten Menschen den Zugang zu aktuellen Erkenntnissen zu ermöglichen.

Mein Anspruch ist ein wissenschaftlicher: So habe ich mich im Januar 2018 entschieden, endlich das wissenschaftliche Arbeiten zu erlernen und studiere seitdem Psychologie - die beste Entscheidung (neben vielen anderen) meines Lebens.

Meine Leidenschaft gehört den Menschen, die mehr als nur den Tellerrand erreichen wollen, die sich authentisch für das Verhalten ihres Tieres interessieren, die das Wunder des Verstehens erleben wollen und die ihr Tier in seiner Andersartigkeit und Persönlichkeit akzeptieren. Diesen Menschen stelle ich mein Wissen zur Verfügung, denn:

Lernen hört nicht auf - solange wir neugierig bleiben: Neugier ist der Motor der Entwicklung.

Mein Motto lautet:

 Verhalten zu manipulieren ist wie auf einer Seite der Gleichung das Ergebnis weg zu radieren

Frage Dich "Warum?", dann ergibt sich das "Wie  (verändere ich das Verhalten?)" von alleine.

Gerne unterstütze ich Dich dabei!